Anno Saul | Regisseur

Herr Saul, was macht die "Masuren-Krimis" für Sie besonders?
Drei Dinge.
Erstens die wunderschöne, wilde, geheimnisvolle, einzigartige Landschaft in Masuren mit seinen Tausenden von Seen, Sümpfen, großen Gebieten echten Urwaldes und wilden Tieren, die es sonst so in Europa nicht mehr gibt.
Zweitens die Hauptfigur. Claudia Eisinger spielt eine eigenwillige, sperrige, hochintelligente, geschasste Kriminaltechnikerin, die mit ihrer Direktheit aneckt und mit der wir mehr und mehr in die Tiefenschichten des Verschwindens ihres Onkels, als auch ihrer eigenen Vergangenheit eintauchen. Sie entwickelt eine erhebliche Sogwirkung.
Drittens der Cast, der aus faszinierenden, wie besonderen Schauspieler*innen sehr unterschiedlicher Herkunft besteht und damit eine große Authentizität schafft.
"Der Masuren-Krimi" hat eine ganz eigene Stimmung in seinen Bildern. Wie war Ihr visuelles Konzept für die Filme?
Das visuelle Konzept orientierte sich daran, die besondere Sicht unserer Hauptfigur Frau Dr. Viktoria Wex auf die Welt im Allgemeinen und die Masuren im Speziellen sichtbar und erfahrbar zu machen. Frau Dr. Wex nimmt die kleinen Dinge wahr, die besonderen, die, die sich unterscheiden. Sie schaut dorthin, wo andere nicht oder nicht genau hinschauen. Und sie sieht die Welt in einer Ordnung, die einer naturwissenschaftlichen Sicht folgt. Deshalb sind unsere Bilder oft klar, mittig und sehr ausbalanciert aufgebaut. Anders die Bilder ihrer Kindheit: die sind bewegt, überstrahlt und mit Anschnitten arbeitend. Außerdem spielt die Landschaft eine große Rolle: wir haben sie wie ein Wesen behandelt, schön, gewaltig, erhaben und grausam zugleich, ein Spiegel der Seele. All das haben wir versucht, in einen Rhythmus zu stellen, der der inneren Bewegung unserer Hauptfigur folgt.
Worauf lag Ihr Fokus bei dem ersten "Masuren-Krimi: Fryderyks Erbe"?
Der Fokus lag darauf, sehr visuell zu erzählen. Wir wollten die spezielle Sicht unserer Hauptfigur auf die Welt erfahrbar machen, mit ihr auf Augenhöhe sein, aus ihrer Perspektive auf die Welt schauen. Außerdem wollten wir die Andersartigkeit der Kultur und Landschaft der Masuren spürbar machen. Das ist ja der Pilotfilm zu einer neuen Reihe und deshalb wollten wir die klare Unterscheidbarkeit.
Und was zeichnet den zweiten Film "Fangschuss" aus?
Auch dort erzählen wir sehr über die Bilder und Stimmungen: dazu kommt ein Fall, der mit einer Besonderheit der Masuren verbunden ist: dass es dort noch Büffel in freier Wildbahn gibt ("Wisente" genannt).
In beiden Filmen spielen neben dem herausragenden deutschen Cast auch viele polnische Darsteller*innen mit. Welchen Hintergrund hat das?
Authentizität. Wenn man im Ausland dreht, hat man die Möglichkeit, mit unbekannten und gleichzeitig hervorragenden Schauspieler*innen zu arbeiten. Das wollten wir unbedingt nutzen. Und es gibt einem die Möglichkeit, nochmal sehr eigene Akzente setzen zu können und dem Besonderen des Landes, aus dem man erzählt, und dem, was es unterscheidet von unserer eigenen Lebenswelt, näher zu kommen. In Zeiten, in denen das Reisen schwierig ist, ist das vielleicht auch eine Möglichkeit, sein Interesse an anderen Kulturen und Landschaften aufzufrischen.
Was war die größte Herausforderung für Sie während der Dreharbeiten?
Bei der hohen Qualität und Vielfältigkeit dessen, was man heute im Fernsehen sehen kann, ist größte Herausforderung einer neuen Reihe, etwas zu machen, das einzigartig und interessant ist, neugierig macht und uns emotional fesselt. Mich hat von Anfang an der Charakter der Hauptfigur in den Bann gezogen. Den in seinen Tiefenschichten erfahrbar zu machen, modern zu sein und dabei auf jeden erzählerischen Schnickschnack zu verzichten, das hat mich interessiert und war die größte Herausforderung.
Kannten Sie Masuren schon vor den Dreharbeiten? Was verbinden Sie mit Masuren?
Ich habe Masuren durch die Vorbereitung der Filme erst kennengelernt. Ich verbinde mit Masuren neben der rauen Schönheit und Unberührtheit der Natur auch eine wunderbare lokale Küche und eine bewegende Geschichte mit vielen sensiblen Schaltstellen im deutsch-polnischen Verhältnis.
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