»Die Debütfilme sind in diesem Jahr bunt, vielfältig, divers. Wir werden entführt in die unterschiedlichsten Welten, von Ohio, in die Mongolei, von der „verbotenen Zone“ um Tschernobyl nach Ostdeutschland. Dabei bleiben sich die jungen Regisseur Innen immer treu und bieten ihren unverfälschten Blick in ihre Erzählwelt.
Mit 1986 nehmen wir eine besondere Location in den Fokus, die unwirkliche Welt, die „verbotenen Zone“, rund um den ehemaligen Reaktor von Tschernobyl, eine Gegend, die durch ihre endlosen Wälder und verlassenen Dörfer fasziniert. Die wunderbare Franka Potente entführt uns in HOME, hier erstmalig als Regisseurin tätig, in das ländliche Amerika und er zählt dort eine ergreifende Geschichte um Versöhnung und Läuterung. Gekonnt und unterhaltsam setzt NOTES OF BERLIN seine eigene Generation in Szene. Natürlich darf auch die klassische Comingof Age Geschichte mit SOMMER AUF DREI RÄDERN nicht fehlen. Mit WAS SEHEN WIR, WENN WIR ZUM HIMMEL SCHAUEN? tauchen wir ein in die georgische Stadt Kutaissi und entdecken eine romantische Tragikomödie über die Magie des Kinos, die Liebe und des Schauens. BULLDOG nimmt uns mit in die Welt eines jungen Mannes, der in einer symbiotischen Beziehung zu seiner Mutter lebt, großartig gespielt von Julius Nitschkoff und Lana Cooper. Mit dem melancholischen Film TRÜBE WOLKEN entdeckt der Regisseur seine eigene visuelle Handschrift. DIE ADERN DER WELT erinnert an den großartigen Film „Billy Elliot“, nun angesiedelt in der endlosen Weite der Mongolei. NIEMAND IST BEI DEN KÄLBERN erzählt von der Jugend auf dem Land und faszinierte schon das Publikum auf dem Filmfestival in Locarno. BLUTSAUGER, eine tatsächlich marxistische Vampirkomödie, konnte mit seiner besonderen Erzählweise schon früh den Deutschen Drehbuchpreis für sich gewinnen. In AM ENDE DER WORTE muss sich eine junge Polizistin die Gewissenfrage stellen, was für sie zählt: Steht sie zu ihren einstigen Idealen oder wird sie zur Profiteurin des Systems, das von Männlichkeitsbeweisen, rassistischer Cop Culture und Korpsgeist geprägt ist? Wir schließen mit einem Blick in die ostdeutsche Seele: DAS MÄDCHEN MIT DEN GOLDENEN HÄNDEN inszeniert von Katharina Marie Schubert, großartig unterstützt durch ein wunderbares Ensemble um Corinna Harfouch, Jörg Schüttauf und Birte Schnöink.
Alle diese Filme sind vor dem Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine entstanden. Heute ist die Welt eine andere. Lasst uns dennoch Eintauchen in diese filmischen Erzählungen, diese kurzen Momente der Auszeit genießen, uns von den vielen un bekannten Lebensweisen verführen, uns diese Zeit gönnen, um kraftvoll und mutig in 2023 zu sein.«