Do., 12.05.22 | 05:30 Uhr
Das Erste
Kinotipp: "Blutsauger" und "Nico"
von Simone Schlosser, Filmreporterin
Es ist was los im jungen deutschen Film: In "Blutsauger" verbindet Filmemacher Julian Radlmaier Marxismus und Vampirismus zu einer skurril-politischen Gesellschaftskomödie. In "Nico" erzählt Eline Gehring von einer weiblichen Selbstermächtigung durch Karate.

Blutsauger
Der Titel "Blutsauger. Eine marxistische Vampirkomödie" ist Programm. Ausgangspunkt ist eine Metapher aus dem "Kapital". Darin vergleicht Marx den Kapitalisten mit einem Vampir, der die Arbeiter aussaugt. Und so treibt auch in diesem Film ein Blutsauger sein Unwesen.
Die Geschichte spielt Ende der Zwanzigerjahre in einem Badeort an der deutschen Ostseeküste. Hier trifft die Fabrikbesitzerin Octavia Flambow-Jansen (Lilith Stangenberg) auf den sowjetischen Arbeiter Ljowuschka, der eigentlich Schauspieler ist und gerne nach Hollywood möchte. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Romanze. Aber ein Vampir geht rum. Und wer bei Marx aufgepasst hat, weiß auch, wer dieser Blutsauger ist.
Eine skurril-ironische – aber durchaus politische – Reflexion über die Klassengesellschaft. Mit zahlreichen Anspielungen an die Literatur und Filmgeschichte.
https://grandfilm.de/blutsauger/

Nico
Nico (Sara Fazilat) ist Deutsch-Perserin, lebt in Berlin und arbeitet als Altenpflegerin. Sie ist eine lebenslustige, selbstbewusste junge Frau. Doch dann wird sie auf dem Heimweg überfallen. Es ist eine rassistisch motivierte Tat, die Nico kalt erwischt, hatte sie doch nie zu tun damit. Die Erinnerungen daran lassen sie nicht los. Und so beginnt sie mit Karate-Training. Der Kampfsport gibt ihr neue alte Kraft und langsam schafft sie es, sich selbst und ihr altes Leben zurückzuerobern.
Ein kraftvoller Film über weibliche Selbstermächtigung, der nicht alles preisgibt, sondern auf das Bewusstsein seines Publikums vertraut.
https://www.dffb.de/films/nico/
Stand: 12.05.2022 11:46 Uhr
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